Ehrenamtliche Betreuerinnen und Betreuer für „Kinder in innerer Not“ gesucht

Foto: Sie unterstützen und helfen „Kindern in innerer Not“ in Bad Honnef durch ein besonderes Traumatherapieangebot– v. l. : Felix Trimborn (Fachdienst Asyl der Stadt Bad Honnef), Gundel Graetschel (Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche) und Dr. Beate Schaaf (Koordinatorin Bad Honnef hilft, Caritasausschuss St. Johann Baptist).

Ein besonderes Konzept steht hinter dem Aufruf, Betreuerin oder Betreuer für das  Projekt „Kinder in innerer Not“ zu werden. Die gesuchten ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer werden die Aufgabe bekommen, sich mit traumatisierten Kindern zu treffen, um mit ihnen mit Hilfe der Methode der expressiven Sandarbeit zu arbeiten. Diese Traumatherapie wurde von der italienischen Psychotherapeutin Eva Pattis Zoja entwickelt.

 In der Praxis sieht das so aus, dass eine kleine Gruppe von fünf bis zehn Kindern ausgewählt werden wird. Zwischen jedem Kind und seiner betreuenden Person steht ein kleiner Sandkasten (60 mal 80 cm). Darum verteilt gibt es ein großes Angebot an Naturmaterialien und Spielzeugfiguren aus allen Erlebnisbereichen wie Fahrzeuge, häusliche Gegenstände, Tiere, aber auch Soldaten. Die Kinder werden, ohne dass es Vorgaben gibt, von sich aus bildhaft in Szenen etwas darstellen, was sie nicht sprachlich ausdrücken können. Ohne Worte und kulturunabhängig kann das Angebot unkompliziert Hilfe zur Verarbeitung seelischer Verletzungen anbieten.

 Wer Interesse hat, ehrenamtlich mitzuwirken und Informationen erhalten möchte, wie, wo und warum dieses Angebot in Bad Honnef umgesetzt wird, kann zum Vortrag am Montag, 20. November 2017, 20:00 Uhr, in die Oase, Dellenweg 2, Bad Honnef, kommen und sich auch auf die Liste für das Projekt setzen lassen. Die Psychotherapeutinnen für Kinder und Jugendliche Andrea Wiedekind-Neumann und Gundel Graetschel rufen das Projekt ins Leben. Unterstützt wird es vom Netzwerk für Flüchtlingshilfe „Bad Honnef hilft“, der Caritas Bad Honnef und dem Fachdienst Asyl der Stadt Bad Honnef. Weitere Informationen gibt es unter praxis-graetschel@dlcom.de, Telefon 02224/9872543. Betreuerinnen oder Betreuer werden geschult und während der ganzen Zeit begleitet werden.

 Geeignet ist die Therapie für Kinder, die sich nicht sprachlich über ihre Erlebnisse austauschen mögen und die in der Schule auffallen, die Ängste und Schlafstörungen haben. An der Grundschule Am Reichenberg wurden neun Kinder von der Lehrerschaft ausgewählt, für die diese Therapie wahrscheinlich in Frage kommt. Letzte Auswahl treffen die Therapeutinnen. Das Angebot ist offen für alle Kinder, nicht nur für Flüchtlingskinder.

 Drei Voraussetzungen gibt es, die Betreuerinnen oder Betreuer erfüllen sollten, erklärte Dr. Beate Schaaf von „Bad Honnef hilft“. Die Betreuenden sollten zunächst einmal die nötige Zeit mitbringen und verlässlich für die Kinder da sein. Die eigentlichen Therapiestunden, die zwölf Wochen lang für je eine Stunde pro Woche stattfinden, sollten im Interesse der Kinder stets eingehalten werden. Die zweite Voraussetzung ist die Fähigkeit, sich zurücknehmen zu können.

Die Spiele im Sandkasten werden nicht kommentiert. Deshalb sind die Patinnen und Paten der Flüchtlingsfamilien dieses Mal nicht einbezogen, weil sie ein enges und freundschaftliches Verhältnis mit den Kindern haben und so nicht mehr neutral sein können. Dritte Voraussetzung für Betreuerinnen oder Betreuer ist eine stabile psychische Gesundheit, weil unter Umständen auch was ausgehalten werden muss. Die professionellen Therapeutinnen werden aber immer in der Nähe sein.

 Gundel Graetschel sagte: „Sand trägt gut dazu bei, etwas in Gang zu bringen, weil er etwas Flüssiges hat.“ Kinder, die Schreckliches erlebt haben, drücken Macht und Ohnmacht aus. Szenen von Überwältigung, von Fressen und Gefressenwerden, von Angriffen entstehen. Ziel ist, dass das Kind durch das Spiel die Kontrolle und sein Selbstwertgefühl zurück erhält.

 Felix Trimborn vom Fachdienst Asyl erzählte, dass bei Flüchtlingen, die vor zwei Jahren nach Bad Honnef kamen, die Traumata zum jetzigen Zeitpunkt sichtbar werden. Bis jetzt standen für sie die existentiellen Dinge im Vordergrund, so dass das Angebot genau zum richtigen Zeitpunkt kommt.

 Möglichst viele Kinder sollen dadurch erreicht werden, dass die Therapiestunden in die Schulzeit gelegt werden, so dass den Eltern kein zusätzlicher Aufwand entsteht und das Angebot niederschwellig ist. Für Kinder, bei denen Auffälliges festgestellt wird und diese Therapie nicht ausreicht, werden weitere Schritte unternommen.

 Ein erstes Ziel der expressiven Sandarbeit ist es, Sicherheit und Geborgenheit zu vermitteln. Die Betreuerinnen und Betreuer, die das gerne machen möchten, sind herzlich eingeladen. Sie setzen ein Zeichen der Wertschätzung für die Kinder und letztlich der Menschlichkeit. cp