Die Heimat neu entdecken

Weil viele Freizeitaktivitäten wegen der Gefahren durch das Coronavirus aktuell nicht möglich sind, entdecken die Menschen im Rhein-Sieg-Kreis und in Bonn ihre unmittelbare Umgebung neu. Und die Region hat viel zu bieten: Wanderparadiese wie im Siegtal mit den Etappen des Natursteig Sieg und den Erlebniswegen Sieg oder Fahrradrouten im Linksrheinischen durch blühende Obst- und Gemüseplantagen.

„Viele Menschen nehmen jetzt wahr, dass es nicht immer eine Fernreise sein muss“, sagt Landrat Sebastian Schuster. „Auch in unserem schönen Rhein-Sieg-Kreis gibt es viel zu entdecken, und dafür muss man nicht einmal weit anreisen.“

Faszination Siebengebirge

Das Siebengebirge ist als Wandergebiet bekannt und beliebt, aber auch hier gibt es immer wieder Neues zu entdecken und Wege zu erkunden, die weniger stark begangen sind – wie etwa der Kapellenwanderweg durch Königswinter mit seinen drei „Kapellenschleifen“ im Pleiser Hügelland.

Seit Mitte März fährt zwar die Drachenfelsbahn hoch zur Burgruine nicht mehr, trotzdem wurden auf dem Drachenfelsplateau an der Zählstelle von Januar bis März 2020 55.236 Wanderinnen und Wanderer gemessen. Das sind 3,5 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum in 2019.

Auch der Rheinradweg ist sehr beliebt. Oliver Bremm, Geschäftsführer der Tourismus Siebengebirge GmbH, empfiehlt ganz besonders die Audio-Landschaftstour „Drachenfelsblick“ zwischen Königswinter und Linz mit 15 Audiohörstellen. „Wer davon nicht genug kriegen kann, verfolgt einfach unsere wöchentlichen Wandertipps auf Facebook“, ergänzt Bremm.

Fahrradfahren liegt bei uns im Trend

Linksrheinisch findet sich ein wahres Paradies für Radfahrende! Unzählige Feldwege durchziehen z.B. das Drachenfelser Ländchen in Wachtberg und das Vorgebirge. Die im vergangenen Jahr neu eröffnete Rheinische Apfelroute führt auf 142 Kilometern durch das größte Obst- und Gemüseanbaugebiet Nordrhein-Westfalens.

Seit 2015 hat der Rhein-Sieg-Kreis an zehn Punkten im Kreisgebiet Zählstationen an den Radwegen installiert, die nun Rekordzahlen liefern. So gab es an den linksrheinischen Zählstellen in den Monaten März und April im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung um rund 70 Prozent. Am Rheinradweg in Niederkassel und an den Stationen an der Sieg hat sich die Frequenz sogar verdoppelt.

Die Region ist gut vernetzt

Die Zugriffszahlen auf die Internetseiten der Tourismusregionen sowie die Followerzahlen auf den Social-Media-Kanälen schießen ebenfalls in die Höhe: Viele Menschen holen sich im Netz Anregungen und Tipps für die nächste Wander- oder Fahrradtour und tauschen dort ihre Erfahrungen aus.

Schön hier!

Nicht nur für die Einheimischen sind die Freizeitangebote im Rhein-Sieg-Kreis interessant, viele Urlauberinnen und Urlauber aus ganz Deutschland werden in diesem Jahr wohl vermehrt bei uns buchen. Das Kompetenzzentrum Tourismus des Bundes erwartet, dass sich der Binnentourismus deutlich früher erholt als der internationale Tourismus.

„Darunter fällt natürlich auch das Wandern“, sagt Jens Kuhr, der Sprecher des Wanderverbandes. „Schon alleine deshalb könne man davon ausgehen, dass die Zahl der Wanderinnen und Wanderer in Deutschland im Sommer zunehmen werde. Das gelte auch für Radwandernde.

Kreiswirtschaftsförderer Dr. Hermann Tengler sieht gute Chancen, dass sich der Trend zu Freizeitaktivitäten wie Wandern und Radfahren, Naherholung und Ausflügen in der engeren Heimat auch nach Corona fortsetzt: „Nicht nur der Übernachtungsgast, auch der Tagestourist ist von großer ökonomischer Bedeutung für Gastgewerbe, Einzelhandel und Dienstleistungen in der Region. Wenn die die Betriebe nun wieder öffnen können, wird die gestiegene Kundenfrequenz dazu beitragen, dass sich die wirtschaftlichen Perspektiven allmählich wieder verbessern“, so Tengler. rsk

Erinnerung an einen kalten Winter

Im Winter 1962/63 war der letzte Eisgang auf dem Rhein. Dabei war der Rhein auch in Niederdollendorf zwischen den Kribben und zwischen der ersten Kribbe und der Fähranlegestelle zugefroren. Das Eis war durch die lange Frostperiode tragfähig und wurde somit von vielen Familien betreten.                                                             Lothar Vreden

Der Erzbergbau prägte Menschen und Siebengebirgslandschaft

Buchneuerscheinung

Die Lebensgrundlage für viele Menschen war vor allem während der Blütezeit im 19. Jahrhundert die Arbeit im Erzbergbau, der auch die Landschaft geprägt hat. Spuren lassen sich heute noch finden. Christian Kieß, Klemens Dormagen und Dr. Jörg Rieche sind ihnen gefolgt. Seit 2001 forschten sie draußen im Gelände und setzten sich mit Behörden oder Archiven in Verbindung. Entstanden ist ein 584 Seiten starkes, bemerkenswertes Buch mit dem Titel „Historischer Erzbergbau im Siebengebirge“.

Das Interesse war groß, als das Buch von Herausgeber, dem Heimatverein Siebengebirge, und Verlag im Siebengebirgsmuseum in Königswinter vorgestellt wurde. Elmar Scheuren, ehemaliger Leiter des Museum, machte die Zuhörer*innen mit dem Inhalt des Buches bekannt. Er erklärte: „Das Buch richtet sich an alle, die gerne an die frische Luft und spazieren gehen und dabei mehr sehen wollen.“ Hier werde deutlich, dass die Landschaft durch die menschlichen Eingriffe lebt.

Eine Stärke des Buches sei es, dass es sehr weit ausholt. So werden die geologischen Voraussetzungen erklärt. Fotografien und historische Abbildungen beleuchten das Thema. Abbildungen historischer Werkzeuge verdeutlichen die Arbeitsweise. Das Leben der Grubenbesitzer, Bergbaufirmen, Bergleute und Beamten wird geschildert. Deren Familiennamen sind heute im Siebengebirge noch geläufig.

Allein auf 400 Seiten gibt es Einzelbeschreibungen von ehemaligen Erzgruben, wo sie sich befunden haben und wie es ehedem und vor kurzer Zeit dort ausgesehen hat. Von manchen Schürfstellen sind kaum Spuren zu sehen. Von manchen Gruben gibt es noch den Eingang oder die Spur der Transportwege. Arbeitsbedingungen und soziales Aspekte oder Verkehrsbedingungen sind aufgearbeitet. Das Buch ist ein umfassendes und spannendes Kompendium.

Stellvertretender Bürgermeister der Stadt Königswinter Norbert Mahlberg dankte den Autoren, denn vor allem könne man erahnen, welche Bedeutung der Erzbergbau im 19. Jahrhundert für die Region hatte. Er dankte den Förderern und ermunterte dazu, die Arbeit des Heimatvereins Siebengebirge zu unterstützen. Viel Lob spendete stellvertretender Bürgermeister der Stadt Bad Honnef Peter Profittlich für das Werk. Leiterin des Siebengebirgsmuseum Dr. Sigrid Lange ist vom Umfang und spannenden Thema des Buches tief beeindruckt und wünschte den Autoren viel Erfolg.

Die Spuren des Erzbergbaus im Siebengebirge werden weniger, weil die Landschaft sich durch Erosion oder menschliches Zutun nach und nach verändert. Auch deshalb ist es wichtig, dass die Zeugnisse der Vergangenheit festgehalten und in Buchform zugänglich sind. Entstanden ist ein Werk, das auch in vielen Jahren noch von allen, die neugierig sind oder eine fundierte Information über das Siebengebirge brauchen, zu Rate gezogen werden wird.Das Buch ist erhältlich im Buchhandel und Internet sowie über VSB: Verlagsservice Braunschweig:

Christian Kieß, Klemens Dormagen, Dr. Jörg Rieche, Heimatverein Siebengebirge, Historischer Erzbergbau im Siebengebirge, Mathias Lempertz GmbH, Königswinter 2018ISBN; 978-3-96058-209-0, Preis: 34,99 Euro

Foto: Die Autoren Klemens Dormagen (links) und Christian Kieß (rechts) können stolz auf ihre umfangreiche Arbeit sein – Historischer Erzbergbau im Siebengebirge.

„7 auf einen Streich“ am 6. Mai

Margret Degen, Matthias Hupperich, Gisela Todaro und Jürgen Lange (v.l.) organisieren den beliebten Wandertag durch das Siebengebirge.

Auch in diesem Jahr veranstaltet der Ski-Club Bad Honnef e.V. wieder die Traditionsveranstaltung „7 auf einen Streich“.

Der Ski-Club Bad Honnef freut sich sehr als Schirmherr  in diesem Jahr  die Firma Hupperich + Westhoven gewonnen zu haben.

Ohne die Bereitschaft von Sponsoren sich in einem nicht unerheblichen finanziellen Umfang an den Kosten zu beteiligen, wäre die Durchführung einer solchen Veranstaltung zu erschwinglichen Preisen für die Wanderer kaum mehr möglich.

Die Schirmherren decken im Wesentlichen die Kosten für Medaillen, Plakatierung und Ausschreibungen.

Die Wanderwarte des Ski-Clubs Gisela Todaro und Margret Degen müssen auch in diesem Jahr wieder rd. 60 freiwillige Helfer aus dem Verein rekrutieren, die die verschiedensten Aufgaben bekleiden werden. Die Helfer werden z.B. eingesetzt zum Ausschildern der Strecke, zum Auf- und Abbau, und als Streckenposten an den Kontrollstellen.

Für das leibliche Wohl sorgt die Gesellschaftswartin Julia Zeisner-Mahal mit ihrer Crew. Getränke und Speisen werden gereicht bei Start und Ziel, sowie bei der Kontrollstelle 6 Forsthaus Lohrberg.

Außerdem gibt es kostenlos für die Wanderer Wasser an der Kontrollstelle 2. Das Wasser dafür wird auch in diesem Jahr von der Baufirma Hupperich + Westhoven aus Bad Honnef zur Verfügung gestellt. 

Die Wanderstrecke ist insgesamt rd. 26 KM lang, es ist ein Gesamthöhenunterschied von rd. 1800 Höhenmetern zu überwinden.  Am Kontrollposten 2 zweigt noch eine deutlich verkürzte Wanderstrecke (rd 18 KM) zum Forsthaus Lohrberg (Kontrollposten 6) ab und dann weiter zu Start und Ziel. Diese Strecke ist zu empfehlen für Familien mit kleinen Kindern und für Wanderer die bereits nach dem Anstieg zum Drachenfels die Kräfte verlassen haben.

Nach der Verpflegungsstation Kontrolle 6 Forsthaus Lohrberg gibt es seit letztem Jahr eine  Streckenänderung.  Ab dort führt die Strecke direkt über den Lohrbergrundweg in Richtung Löwenburg weiter.

Start und Ziel ist wie in jedem Jahr auf der Wiese an der Endhaltestelle der Siebengebirgsbahn/Linie 66 am Großraumparkplatz in Bad Honnef.

Die Startzeit ist von 8.00 bis 10.00 Uhr, der Zielschluss um 17.00 Uhr. Das Startgeld beträgt für Erwachsene 7,00 Euro und für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre 4,00 Euro. Alle Infos zur Veranstaltung auch unter www.skiclub-badhonnef.de .         Jürgen Lange

Ein Karnevalsmärchen

Es war einmal ein Prinz…

Prinz Michael II. des Siebengebirgsdreigestirns, aus dem Hause der KG „Halt Pol“ von 1874 e.V. aus dem wunderschönen Bad Honnef. Er herrschte für den Festausschuss Siebengebirge zwischen Beuel und Unkel am Rhein . In Union mit seinem Bauern Johannes und der Jungfrau Winnie  wurde Michael  am 03.01.2018 inthronisiert. Im Heer der Festgäste, erblickte der Prinz das erste Mal, Franzi, eine Frau mit ausdrucksvoller Sprengkraft! Sie war aber noch Bürgerliche  und eine gemeinsame Session noch weit entfernt. Doch das Schicksal wollte, das Franzi bereits in der Folgewoche, in den Stand der Wäscherprinzessin von Beuel aufstieg und nunmehr als Franzi die I., mit ihren Wäscherinnen Ari und Linda über Beuel herrschte. Die Augen des Prinzen erstrahlten fortan im Krönungssaale des Brückenforums, aber das Programm  ließ nur eine kleine Begrüßung am Rande zu. Endlich am Sonntagmorgen des 14.Januars war es soweit. Die Beueler Wäscherprinzessin und der schönste Prinz des Siebengebirges (so sagt Facebook), fanden beim Empfang der Volksbank Beuel zueinander. Lange musste er mit seinem Bauer Johannes und der Jungfrau Winnie warten, unendlich war die Schar der Gratulanten für die proklamierte Prinzessin. Dann aber, auf samtrotem Kissen, kniete Prinz Michael  II. vor der Wäscherprinzessin nieder und gestand ihr seine tiefe Zuneigung. Ihr Glanz, umrahmt von den Wäscherinnen Linda und Ariane, ihre Schönheit und die Leichtigkeit ihres Seins, hatten schnell sein Herz erobert! Und auch Franzi die I. war voll des Glücks und gestand freimütig, das sie leicht errötet sei, nach derartigem Geständnis! In der Folge wurden reichlich Orden  und erste  kleine Bützchen ausgetauscht. Für das jubelnde Publikum lag der Hauch eines Märchens im Raume. Mittels elektronischer Seidenpost wurden im Gefolge der Beiden eifrig Bilder und Nachrichten ausgetauscht. Eiligst wurden Gemeinsamkeiten  in  Antrittsbesuchen und Pflichtterminen gefunden, oder passend gemacht. Es gelang, ein Wiedersehen ganz romantischer Art zu arrangieren. Unter Beuels Brücke, genauer gesagt im Zeughaus der Beueler Stadtsoldaten, trafen sie sich zur Dankordensverleihung des Festausschusses Siebengebirge wieder, um  gemeinsam verdiente Gefolgsleute zu ehren. Liebevoll erzählte Franzi dem gespannten Publikum, von ihrem ersten Zusammentreffen und  dem Kniefall  des Prinzen, auf samtroten Kissen. Fortan knisterte es im ganzen Saal. Um die beiden herum wurden nun alle Abläufe der Ordensverleihung verschoben, denn  der Prinz bestand darauf, zusammen mit seinem Bauern Johannes und der Jungfrau Winnie, ein extra einstudiertes Tänzchen zu präsentieren. Tosender Applaus im Saale, als man spät am Abend, gemeinsam von der Bühne schritt. Wenige Tage später ein Kurzbesuch im LVR-Museum. Trotz der vielen, interessanten Exponate des Museums, gab Prinz Michael II. keinen einzigen Blick dafür her. Er hatte nur Augen für die Wäscheprinzessin und war in der Folge seiner Termine unerträglich, so der Hofstaat. Um ihn  wieder freudig zu stimmen, wurde hinter den Kulissen heftig daran gearbeitet, die Wäscherprinzessin auf sein Märchenschloss, dem Grandhotel Steigenberger, auf den Petersberg einzuladen. So traf man sich bei strahlendem Sonnenschein hoch über seinem Reich. Die besten Köche des Landes waren bestellt und servierten ihre Kreationen auf der Sonnenterrasse des einzigartigen Hauses.  Mit Blick auf die sieben Berge und das Rheintal wurden etliche Gläser edlen Champagners genossen. Eine Führung durch das Steigenberger „Prachtschloss“ führte auch in die Gemächer des Siebengebirgsprinzen (Foto). Der angrenzende Balkon, so wurde überliefert, dient dem gemeinen Volke auch als Standesamt. Natürlich mit Blick in die Märchenwelt des Siebengebirges.

                                                                                                              Dirk Schneider

Perspektive für das Siebengebirge

Rhein-Sieg-Kreis wird Träger des Naturparks

Es dauerte fast acht Jahre, wieder ein tragfähiges Modell für den Naturpark Siebengebirge zu finden. Seit der gescheiterten Gründung eines Nationalparks gab es keinen erfolgsversprechenden Ansatz, Wald und Gebirge zu sichern, zu pflegen und zu verwalten. Was Jahrzehnte selbstverständlich schien, erwies sich nun als schwere Aufgabe. Ein Naturpark will betrieben werden. Planvoll und mit ausreichenden Mitteln. Wege, Bänke, Hütten, Parkplätze, Rasthäuser – die gesamte Infrastruktur erfordert Aufwand. Der Erhalt der Natur sowieso.

Die lange herrschende Ratlosigkeit weicht vorsichtiger Perspektive. Der Rhein-Sieg-Kreis steht zur Übernahme der Trägerschaft bereit. Er hat verstanden, was das Siebengebirge für die Region bedeutet. Hat Einigkeit errungen mit den Städten Bad Honnef, Königswinter, St. Augustin und Bonn, die sich an den Kosten beteiligen. Dabei war es hilfreich, dass der neue Landrat im Siebengebirge wohnt und dass neue Leute im Kreistag Dynamik ins Thema brachten. Der neue Vorsitzende des Umweltausschusses, sein Stellvertreter und der Umweltdezernent kommen aus Königswinter und Bad Honnef.

Es wird der dritte Naturpark, den der Kreis unter die Fittiche nimmt. Er ist bereits Mitbetreiber der Naturparks „Rheinland“ am linken Ufer und „Bergisches Land“. Entsprechende Erfahrung und Ressourcen bringt er nicht nur mit, sondern will sie auch einsetzen. So wird die Geschäftsstelle des Naturparks Siebengebirge zunächst bei der des NP Rheinland unterschlüpfen und auch dessen Geschäftsführer unterstellt. Mit eigenem Raum, aber im Siegburger Kreishaus. Später soll sie dann „unbedingt“ zurück ins Siebengebirge selbst…. Als kritischer Gedanke sei hier erlaubt: Wie wäre es mit einer planvollen Struktur, die Belange der drei Naturparks in Kreisbeteiligung zu bündeln, von einer zentralen Stelle aus gemeinsam zu verwalten – und darunter für das Siebengebirge gern ein NP-Büro vor Ort einzurichten? Solche Aufstellung wäre in der Tat „effizient, kostengünstig und nachhaltig“ wie in der Präambel der Kooperationsvereinbarung gefordert.

Jenseits aller Visionen für morgen und übermorgen bietet sich jedoch heute keine alternative Lösung. Der VVS (Verschönerungsverein Siebengebirge) als bisheriger Träger des Naturparks hat sich in dieser Funktion ausgepowert und verbraucht; er schafft das nicht mehr. Weder finanziell noch mit seiner ehrenamtlichen Personaldecke. Über die verdienstvollen Aktivitäten für den Park selbst von Exkursionen bis zum Brückenbau verlor der Verein an Kraft, Aktivenbasis und an Jugend. Seine Mitgliederversammlungen füllen keine großen Säle mehr, bieten einen unübertroffen hohen Altersdurchschnitt. Auch die HWZ als steter Fan des VVS weiß: So geht es nicht weiter.

Wir Siebengebirgler selbst haben uns verführen lassen, lehnten 2009 per Bürgerentscheid die Ernennung zum Nationalpark und damit die finanziell sichere Perspektive ab. Jetzt müssen wir die Suppe auslöffeln. Wir schlugen ordentliche Portalgebäude und 7 Millionen Euro Investition in Personal und Betrieb aus – und stehen jetzt da ohne die Mittel für ganze 2 (!) Försterstellen als Minimalausstattung. Wir folgten ernsthaft demagogisch geschürter Angst vor Rangern (!) und ernteten Spott sowie den Verlust fast aller helfenden Hände. Dafür noch einmal Dank an Prof. Mertens als den Motor „unserer“ Ablehnung, der heute vor Ort nicht mehr gesehen wird. Das war der klassische Bärendienst.

Denn natürlich ist es bedauerlich, es jetzt selbst nicht mehr zu schaffen. Sich demnächst von anderswo verwalten zu lassen. Das wissen wir. Dennoch wurden alle Debatten seriös und fair geführt, sämtliche Vorbehalte wurden behandelt und entschärft. So gut es geht. Die vier Städte verweigerten sich nicht und geben Gelder. Der Kreis votierte in Wirtschaftsausschuss und Kreistag für das Modell; er zahlt satt über 40 Prozent aller Beiträge, übernimmt den Anteil des VVS mit. Der VVS bleibt beteiligt, spielt laut Kooperationsvertrag eine „zentrale Rolle“. Eine Lösung so bittersüß, wie das halbleere Glas halbvoll sein kann. In besonderem Maße dem Engagement der Erfinder dieses Modells geschuldet. 2021 setzen sich Alle zusammen und besprechen, wie gut sich die Zusammenarbeit bewährte. Ob sie trägt und sich entwickeln lässt.

Bei Entscheidungen hat der Kreis sieben Stimmen, Bonn vier, Königswinter drei, Bad Honnef zwei, Sankt Augustin und der VVS je eine. Vieles geht nur im Einvernehmen aller 18 Stimmen. Der VVS bringt statt Geld seine Leistungen und Arbeit ein – die in der Tat wichtig sind für den Park. Seine Position basiert vor allem darauf, dass er Eigentümer des Kernareals ist und bleibt. Letztendlich jedoch haben wir es mit effektiver interkommunaler Kooperation zu tun. Ein Leuchtturm. So beispielhaft wie 2013/14 beim Schutzzaun im Weinberg. Das schafft Zuversicht. Wir werden weiter über Umwelt als Lebensqualität verfügen, uns weiter dort erholen dürfen. Wir leben vor diesem beeindruckenden ökologischen Hinterhof. Wie selbstverständlich. Andere beneiden uns, fahren weit und machen hier Urlaub. Weil es sich lohnt.

Im Übrigen wird der Tourismus als wirtschaftliche Verwertung der Umwelt genauso wie das Wohlbefinden der Hiesigen von der Zusammenarbeit der beiden Siebengebirgsstädte selbst abhängen. Von deren Fähigkeit, die beiden großen Marken Drachenfels und Siebengebirge gleichermaßen zu schützen und zu nutzen. Sinnvoll wäre Vermarktung über eine gemeinsame Agentur mit einigem Konzept. Gut ist bereits, dass Bad Honnef an einer Dachmarke arbeitet und dabei Geschäftsleute, Wirtschaft und Bürger miteinbezieht. Denn die Wirklichkeit findet jenseits von Büroräumen statt. bh

Skiclub präsentiert: „7 auf einen Streich“

Foto: Luisa Weiss, Lucas Birnhäupl, Daniela Paffhausen von Sponsor Bad Honnef AG, Gisela Todaro, Matthias Hupperich und Jürgen Lange vom Veranstalter Skiclub Bad Honnef (v.l.).

Der 14.Mai hat es in sich: Muttertag, NRW-Wahltag und Wandertag. Macht aber nichts, meinte Skiclub-Vorsitzender Matthias Hupperich bei der Vorstellung der mittlerweile 46. Volkswanderung durch das Siebengebirge: „Erst wählen gehen und dann mit Mutter wandern“. Genau.

„7 auf einen Streich“ gehört zu den Klassikern im Veranstaltungskalender der Stadt Bad Honnef. Weit über 1.000 Wandersleute aus der gesamten Region kommen Jahr für Jahr zwischen 8 und 10 Uhr zum Startpunkt an der Endhaltestelle, um sich dann auf die 26 Kilometer lange Strecke zu machen, bei der ein Gesamthöhenunterschied von 1.800 Metern zu überwinden ist.

Der Veranstalter empfiehlt besonders Familien mit kleinen Kindern auf die verkürzte Strecke (18 Kilometer) auszuweichen. Die Wanderwarte des Skiclubs Gisela Todaro und Bernhard Groß sorgen mit 60 freiwilligen Helfern für einen reibungslosen Ablauf bei dieser Großveranstaltung.

Getränke und Speisen werden bei Start und Ziel gereicht, und an der Kontrollstelle 6 am Forsthaus Lohrberg. Insgesamt wird es sieben Kontrollstellen geben. Als Schirmherr und Sponsor wurde in diesem Jahr die Bad Honnef AG gewonnen, die für ihre Vorteilsprogrammteilnehmer Vergünstigungen anbietet, plus ISO-Drink und Powerriegel.

Zielschluss ist um 17 Uhr. Danach werden auf der Festwiese am Ruderclub bei Kölsch und Gegrilltem die goldenen und silbernen Medaillen vergeben. Alle weiteren Infos zu „7 auf einen Streich“ unter www.skiclub-badhonnef.de. bö

 

„Frühe Hilfen im Siebengebirge“

Foto: Die Gruppe „Frühe Hilfen im Siebengebirge“ ist groß geworden, hier beim Treffen im Bad Honnefer Rathaus.

Präventiver Kinderschutz: Netzwerktreffen mit Vortrag und Diskussion

Seit 2008 tagt vier Mal im Jahr das „Netzwerk Frühe Hilfen im Siebengebirge“ unter Leitung der kommunalen Koordinatorinnen der Jugendämter Bad Honnef und Königswinter. 80 Mitglieder zählt das Netzwerk bereits und es wächst weiterhin stetig. Das jüngste Treffen im Bad Honnefer Rathaus auf Einladung des Jugendamtes der Stadt Bad Honnef zeigte, dass die Zusammenarbeit hervorragend funktioniert, so dass Schwangere und Familien mit Kindern bis zu drei Jahren kompetent und ausreichend unterstützt werden.

 Örtliche und überörtliche Institutionen/Träger, Dienste, Hebammen, Ärzte und Therapeuten, insbesondere aus den Bereichen der Jugendhilfe, des Gesundheitswesens und der Familienbildung haben sich zusammengetan, um Hilfsangebote für Eltern und Kinder anzubieten, zu koordinieren  und weiter zu entwickeln. Ziele sind, zum gesunden Aufwachsen von Kindern beizutragen sowie deren Rechte auf Schutz, Förderung und Teilhabe zu sichern. Grundlage ist die Kooperationsvereinbarung zur Zusammenarbeit, der sich alle Netzwerkpartnerinnen und –partner der Frühen Hilfen verpflichtet haben.

Beim aktuellen Netzwerktreffen, zu dem die Hälfte der Mitglieder angereist waren, referierten die Leiterin der Ambulanten Dienste Susanne Kurpiela und die Leiterin des Eltern-Cafés Aegidienberg Miriam Schaffner von Der Sommerberg, einer Einrichtung der Kinder-, Jugend-, Familien- und Eingliederungshilfe der AWO. Das Thema lautete „Sozialpädagogische Familienhilfe als eine Methode zur Unterstützung von Familien in einem interdisziplinären Hilfesystem“.  Anschließend gab es Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen und Fachfragen zu erörtern.

Über die aktuellen Angebote für Schwangere und Familien im Netzwerk „Frühe Hilfen im Siebengebirge“ können sich alle Bürgerinnen und Bürger sowie die Profis bei den Koordinationsstellen der Jugendämter Bad Honnef (Marion Kramer, Telefon 02224 184-271) und Königswinter (Ute Berlett- Dörr, Telefon 02244 889-5318) informieren. Auf der Homepage der Stadt Bad Honnef www.bad-honnef.de (Soziales&Familie, Kinder, Jugend und Familie, Hello Baby und Elterncafés) gibt es weitere Informationen und einen Wegweiser. cp

 

 

GESCHICHTE: Vulkane im Siebengebirgsraum

Die Entstehung unserer Heimat

Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Die Erde aber war wüst und wirr. Finsternis lag über der Urflut, und Gottes Geist schwebte über dem Wasser. (Bibel Die Anfänge).

Was geschah vor Millionen von Jahren vor unserer Haustür? Vor etwa 400 Millionen Jahren war das Mittelrheingebiet von einem flachen Meer bedeckt. Vor 320 Millionen Jahren zog sich das Meer zurück. Vor 35 Millionen Jahren erreichte die Absenkung der Niederrheinischen Bucht ihr Höchstmaß. Die Nordsee drang in die Kölner Bucht ein und gelangte bis in die Gegend von Bonn.

Das Vordringen der See dauerte bis ins Miozän (vor 23 Millionen Jahren). Eine explosive Zeit hat die Gegend hier bereitet. Das tertiäre Vulkangebiet am unteren Mittelrhein (Siebengebirge und weitere Umgebung) erstreckt sich beiderseits des Rheins. In Nordwest-Südost-Richtung hat es eine Länge von etwa 35 km von Siegburg bis Niederbreitbach / Wied. In Südwest-Nordost-Richtung reicht es über etwa 30 km von Arzdorf in der Gemeinde Wachtberg bis zur Ortschaft Stein südlich von Hennef/Sieg. Der Rhein, die heutige markante Grenzziehung zwischen hüben und drüben, tiefte sich erst ab etwa 700 000 J. v. h. ein.

Der Vulkanismus setzte vor etwa 28 Millionen Jahren ein, erreichte aber schon bald, nämlich vor 26,5 bis 25 Millionen Jahren, im Siebengebirge seinen eigentlichen Höhepunkt. Mit mehr oder weniger langen Perioden der Ruhe, klang der Vulkanismus vor etwa 6 Millionen Jahren aus. In diesem langen Zeitraum waren in dem rund 900 Quadratkilometer umfassenden Gebiet mindestens 390 Vulkane tätig. Als Zentrum des Vulkanismus ist das geographische Siebengebirge anzusehen, dessen Areal etwa 20 Qadratkilometer umfasst.

Was sind Vulkane?

Vulkane sind Stellen der Erdoberfläche, an denen in größerer Erdtiefe gebildete Magmen (Gesteinsschmelzen) im Gemisch mit Gasen ausbrechen. Bei Vulkanausbrüchen (Eruptionen) kommt es zum Auswurf von Schmelztröpfchen und Schmelzfetzen (Ejektion), zum Herausschießen von Gas/ Partikel-Gemischen (Explosion), zum Ausfluss (Effusion) oder Hinausdrängen (Extrusion) zusammenhängender Magmamassen.

Nach der Lebensdauer unterscheidet man Vulkane, die wenige Stunden bis mehrere Jahrzehnte andauem und andere, die Tausende bis Hunderttausende, sogar Millionen von Jahren tätig sind.

Plinianische Eruptionen (Explosive vulkanische Ausbruchsform mit nachfolgender Förderung von überwiegenden Lockerprodukten) sind durch große Fördermengen und riesige Eruptionssäulen, die zehntausende Meter hoch sein können. An zahlreichen Bimsvulkanen des Siebengebirges und seiner näheren Umgebung kam es zu plinianischen Eruptionen.

Dabei wurde durch Fallablagerungen und Glutlawinenabsätze nach und nach auf einem nach allen Richtungen weit über das Siebengebirge hinausreichenden Areal eine gewaltige Decke aus zumeist quarztrachitischen Tephren (Tuffen) aufgebaut, deren Mächtigkeit im Zentrum des Vulkangebietes ursprünglich mehrere 100 m betragen haben.

Entstehung der Gesteine des Siebengbirges

Dieses poröse Gestein ist durch Verfestigung aus lockerer Trachytasche entstanden und bildete in Königswinter die Grundlage für das Gewerbe der Backofenbauer. Der Ofenkaulenberg befindet sich zwischen Nonnenstromberg und Wolkenburg gegenüber dem Petersberg. Die Tuffdecke und die Berge Zu den folgenden Bergen trat das Magma in eine mächtige Decke ein.

Das Magma blieb in der Tuffdecke stecken und erstarrte. Petersberg Basalt, Nonnenstromberg Basalt, Weilberg Basalt, Ölberg Basalt, Drachenfels Trachyt, Lohrberg Trachyt, Stenzeiberg Latit, Hirschberg Latit, Kleiner und großer Breiberg Latit, Das Magma der Wolkenburg durchstieß die Tuffdecke Latit. Komplizierter sind die Verhältnisse an der Löwenburg, deren steiler Bergkegel aus verschiedenen Phonophriten und Tephriphonoliten aufgebaut ist. (Phonolith und Thephrit = Ergussgestein).

Rodderberg

Für den Rodderberg wird nach neuesten Erkenntnissen ein Alter von mehr als 350 000 Jahren angenommen. Laacher Vulkan. Das jüngste vulkanische Ereignis im weiteren Bereich des Siebengebirges war vor rund 11 000 Jahren der Ausbruch des Laacher Vulkans. Oberkasseler Mensch Der älteste vollständige Skelettfund eines Menschen im Rheintal überhaupt, der sogenannte Oberkasseler Mensch wird vor etwa 16 000 Jahren datiert. Während der Laacher-Vulkanismus als „ruhend“ bezeichnet wird, gilt der Siebengebirgsvulkanismus als „erloschen“.

Heinz Willi Fleischhacker
Literaturhinweis:
Gesteine des Siebengebirges Frieder Berres
Vulkane im Siebengebirge Irma Schmid Nikolaus Froitzheim